2015-12-09

Heute habe ich mich im Supermarkt mit einer Verkäuferin unterhalten.
Ihr Vater war abgehauen als sie noch klein war, ihre Mutter war immer nur am Arbeiten.
Sie ist geschieden und ihre Tochter hat ein Kind, dessen Vater sich auch nicht um sein Kind kümmert.
Und umso älter ich werde, umso mehr Menschen ich kennenlerne, umso mehr wird mir bewusst, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat:
Die hübsche Mutti, deren Sohn in Esmes Gruppe geht, die immer schick gekleidet ist und so sportlich daherkommt, und die so aussieht, als würde das ganze Leben ihr zuckersüße Küsse zuschicken, hat einen chronisch kranken Mann zuhause und muss zusehen, wie sie die Kohle für 2 verdient, damit die Hausraten weiterhin bezahlt werden.
Die Erzieherin, die mit 30 trotz regelmäßigem Sport permanente Rückenprobleme hat.
Die Freundin, die die Woche über alleine mit ihren 3 Kindern ist, arbeiten geht und permanent ihre Kinderbetreuung organisieren muss, weil sie teilweise bis abends um 9 arbeitet.
Die Nachbarin, die heute noch leise wird, wenn sie davon erzählt, wie sie als Kind stundenlang auf den Treppenstufen vorm Haus gesessen ist, weil ihre Mutter zu besoffen war um die Türglocke zu hören.
Die Sozialpädagogin, die erzählt, wie ihre Familie ihr verboten hat, überhaupt eine Ausbildung zu machen.
Das Traumpaar, dessen Sohn zu früh gekommen ist und für den Rest des Lebens Einschränkungen haben wird.
Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umschaue, bin ich so ziemlich die einzige Mutti, die nicht arbeiten geht und keine finanziellen Sorgen hat.
Klar, ich hab kein Ferienhaus in Südfrankreich und Urlaub höchstens in der Jugendherberge.
Aber am Ende des Monats ist Essen im Kühlschrank und wenn ich Schmerzen hab, geh ich in die Apotheke und kauf mir was, wenn mir kalt ist, mach ich die Heizung an.
Und es macht mich traurig, dass es nicht allen Menschen so geht.
Aber eine Lösung fällt mir auch nicht ein.
(Sozialismus hat nicht geklappt, Kommunismus auch nicht)

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