Archiv für den Monat: Mai 2019

2019-05-07

Ansgar hat einen Monat Wing Tsun Verbot.

Die Trainerin meinte, er habe heute wieder nur Theater gemacht.

Und wieder darf ich mir vorkommen wie die Assi-Mutter, die ihre Kinder nicht erzieht.

Dabei investiere ich mehr Energie in die Erziehung als die meisten anderen Eltern.

Zur nervenzehrenden Erziehung kommt noch das soziale Stigma dazu.

Ich beginne zu begreifen, warum es Leute gibt, die behaupten, das Down-Syndrom sei der Mercedes unter den Behinderungen.

Jeder sieht sofort, dass dein Kind Schwierigkeiten hat.

Alle sind geduldig mit ihm.

Du bist nicht die Assi-Mutti mit den verzogenen Blagen sondern die aufopferungsvolle Mutter, die sich rührend um ihr behindertes Kind kümmert.

2019-05-04 ein ganz normaler Samstag

Unter der Woche bekommt man sie kaum aus dem Bett.

Am Wochenende sind sie um halb 7 wach und trällern fröhlich Lieder im Wohnzimmer.

Als ich gegen 8 ins Wohnzimmer komme, hat jemand 2 Leuchtmittel aus der Stehlampe geschraubt.

Ein Hocker steht auf dem breiten Fensterbrett im Wohnzimmer und in der Lampenfassung, die überm Fenster hängt, ist eine Discolampe eingedreht.

Auf dem Boden liegt eine Mehrfachsteckdose, in der das Nachtlicht mit Bewegunssensor, das normalerweise im hinteren Flur auf 2m Höhe in der Steckdose steckt, eingesteckt ist.

Die Geldbeutel der Kinder liegen unter dem Sofa.

Aus irgend einem Grund liegt ein Kaltgerätestecker auf dem Boden.

Alte Photos, die André eigentlich einscannen wollte, liegen auf meinem orthopädischen Sitzkissen in der Küche.

Die Packung Waffeln, die uns eine Nachbarin gestern geschenkt hat und die gestern abend noch voll war, ist leer.

Auf der Arbeitsplatte liegt ein einzelnes Toffifee aus der Packung gerissen und nun unbeachtet rumliegend.

Während ich in der Küche die Geschirrspülmaschine ausräume, zerknüllt Ansgar die Papier-Tischdecke auf dem Wohnzimmertisch und wirft sie auf die Bank.

Ich ermahne Ansgar, den Holzofen im Wohnzimmer wieder zuzumachen.

Ich bemerke, dass Ansgar schon wieder mit einem Vorhängeschloss spielt, obwohl wir ihm die letzten paar Tage schon gesagt haben, er möge die Finger davon lassen.

Da Esmeralda bald Geburtstag hat, fahren wir zu einem Spielwarenladen um einen Geburtstagstisch auszusuchen.

Zuerst fachsimpeln die Kinder noch, dann versinkt Ansgar in einem Was-ist-Was-Buch und Esmeralda sucht aus.

Auf dem Rückweg gehen wir noch im Baumarkt vorbei, wo Esmeralda Ansgar in einem fahrbaren Einkaufskorb durch den Baumarkt schiebt.

Beide haben sehr viel Spaß.

Als wir wieder nach hause kommen, wirft Ansgar seine Jacke in die Küche und die Kinder toben mit einer Bettdecke durchs Wohnzimmer.

Meine Ermahnung, seine Jacke aufzuräumen, wird ignoriert.

Ansgar springt über den Tisch und ich muss ihn mehrfach ermahnen, vom Tisch zu gehen. Immer wieder geht er trotzdem rauf.

Kurz darauf jagt Esmeralda Ansgar mit der Bettdecke und bald darauf höre ich Weinen aus dem Flur.

Offensichtlich wurde die Bettdecke nicht ins Obergeschoss gebracht, wie ich verlangt hatte.

Ich höre André und Esmeralda im Schlafzimmer streiten.

Beim Weg durch die Küche sehe ich, dass die Kinder ihre Frühstücks-Teller noch nicht in die Geschirrspülmaschine geräumt haben, so wie ich das nach dem Essen erwarte.

Nachdem ich die Kinder darauf hingewiesen habe, nimmt Ansgar brav seinen Teller und kippt das restliche Essen auf den Biomülleimer ohne vorher den Deckel zu öffnen und stellt den Teller dann ungerührt in die Geschirrspülmaschine.

Wieder im Wohnzimmer hebe ich ein Sofakissen und 2 Magnetstreifen vom Boden auf mit denen Ansgar heute morgen gespielt hatte.

Ansgar merkt, dass die Schranktür zurückfedert, wenn er dagegen tritt.

Nach nur 2mal verbieten, hört er auf, gegen den Schrank zu treten.

Ich mache mir in der Küche einen kleinen Imbiss, währendessen schärft André seine Machete an der Spüle und Esmeralda und Ansgar schauen fasziniert dabei zu.

Ich lege mich noch etwas hin, weil ich müde bin, mein Kopf hat noch nicht das Kissen berührt, als Bilbo bereits seine nasse Nase an meine Hand stupst in der Hoffnung auf Zuwendung.

Mit dem Kater auf meiner Hand schlafe ich ein.

Als ich aufstehe, steht in der Küche schon wieder ein Teller mit einem halb gegessenen Brötchen auf dem Tisch.

Wir essen Kuchen und während ich meinen Teller in die Geschirrspülmaschine stelle, rennen die Kinder wie von der Tarantel gestochen aus der Küche.

Ich bemerke Esmeraldas Hut auf der Sitzbank, nehme ihn hoch und entdecke 2 Silberpapierchen von Joghurette und einen halb gegessenen Riegel davon.

Als die Kinder wieder in die Küche kommen, ermahne ich sie, ihre Teller aufzuräumen.

Ich möchte wieder ins Bett, aber André hat noch eine Verabredung.

Also sitze ich müde vorm Recher und höre André mit den Kindern in der Küche diskutieren.

Als André im Keller verschwindet, höre ich, wie die Kinder in der Küche mit dem Wasserhahn spielen.

Ich überschlage kurz im Kopf wie groß wohl die Sauerei ist und ob meine Sorge um die Unversehrtheit der Küche meine Müdigkeit überwiegt.

Gähnend entschließe ich mich, es zu riskieren und bleibe sitzen.

Um 14 Uhr fällt mir auf, dass André noch nicht bei seinem Termin ist und ich stehe auf um ihn zu erinnern.

In der Küche liegt weißes Papier aus der Druckerschublade auf dem Boden und der Deckel einer Eispackung.

Auf der Spüle liegt der zerrissene Rest des Kaffeefilters vom Frühstück, ansonsten hält sich die Überschwemmung dort in Grenzen.

Ich entschließe mich, nicht nachzuforschen, wer die Abfälle auf dem Tisch gelassen hat und räume es selbst weg.

Während ich räume, kommt Ansgar mit einem Geh-Stock, den er sich aus dem Keller geholt hat und fuchtelt wild damit in der Wohnung umher.

Ich überlege, was es zum Abendessen geben soll und gehe in den Keller um die Gemüsevorräte im Keller zu prüfen.

Es ist nur noch wenig Gemüse da und ich überlege, ob ich riskieren kann, alleine zum tegut zu laufen um noch notwendige Einkäufe zu machen oder ob ich jetzt die nächste halbe Stunde mit den Kindern diskutieren muss bevor ich sie mitnehmen kann und sie angezogen sind.

Ich nehme schon mal eine Packung Blumenkohl mit nach Oben.

Auf dem Weg vom Keller zurück in die Küche stelle ich den Stock, mit dem man unsere Dachbodenluke öffnen kann, und der schräg in der Küchentür steht ins Schlafzimmer.

In der Küche hebe ich eins der Bundeswehrphotos zum 3. Mal vom Boden auf und lege es auf ein Regal.

Zum 5. Mal ermahne ich Ansgar, er solle das Vorhängeschloss in Ruhe lassen.

Nachdem ich mich hab breitschlagen lassen, eine Runde Skyrim zu spielen bekomme ich zu hören: „Ich hab dich lieb, und jetzt sieh zu, wie du damit lebst!“.

Andrés Termin findet jetzt doch bei uns zuhause statt, also kann ich alleine zum tegut.

Vorher muss ich aber noch auf die Toilette.

Im Flur stolpere ich über Ansgars Schuhe, die aus irgend einem Grund vor der Badezimmertür liegen.

Im Bad entferne ich zuerst das Toilettenpapier aus dem Waschbecken und putze den getrockneten Kot von der Klobrille bevor ich mich erleichtere.

Nach dem Einkaufen ist schon Besuch da und schweißt im Carport.

Ich packe die Einkäufe aus und entdecke im Wohnzimmer auf dem Boden einen Knäul Wolle, eine Häkelnadel und eine offene Schere liegen.

Eine Rolle Spezialklebeband liegt unterm Sofa.

Esmeralda schlägt Ansgar vor, einkaufen zu gehen und plötzlich steht Ansgar komplett angezogen im Flur.

Ich freue mich, dass ich in Ruhe die Einkäufe aufräumen kann, aber vorher muss ich noch dringend ein Pflaster auf eine mikroskopisch kleine Wunde von Esmeralda kleben, die ich mit bloßem Auge nicht erkennen kann.

Esmeralda versichert mir, dass sie da sei.

Ich entdecke den Hut auf dem Boden in der Küche, aber da keins der Kinder da ist, die ich anpfeifen kann, entscheide ich mich, ihn auf die Treppe nach oben zu legen.

Obwohl es nur noch 2h bis zum Abendessen sind, überzeugt mich mein knurrender Magen mir noch eine YumYum-Suppe aufzubrühen, die ich leicht mit Knoblauch nachwürze.

Die Suppe gibt mir den Rest und ich gebe der Erschöpfung nach und gehe ins Schlafzimmer.

Ich ignoriere geflissentlich die Schuhe von Ansgar, die in der Küche auf dem Boden liegen.

Im Schlafzimmer ist leider Bilbo der Meinung, dass er jetzt ganz dringend Zuwendung braucht und nach einer Viertelstunde gebe ich auf.

Ich schaffe es erfolgreich, Ansgar dazu zu bringen, seine Schuhe ins Arbeitszimmer zu bringen.

Die Schale der Banane, die er gegessen hat, muss allerdings ich in den Biomülleimer werfen, und auch die Schüssel, in die er sich die Banane klein geschnitten hat, wird durch mich in die Geschirrspülmaschine gebracht, genau so wie das Messer und das Brettchen auf dem geschnitten wurde…

Ich überlege, ob ich das angefressene Stück Croissant, das sich die Tochter von ihrem Taschengeld gekauft hat und das nun einsam auf dem Tisch liegt, auch in den Biomüll befördern soll, aber ich lege es auf die Arbeitsplatte und räume die aufgerissene Packung Reiskekse, die ich vom Einkauf nicht sofort aus der Küche entfernt hatte, auf.

Ich habe mich breitschlagen lassen, die Einladungen von Esmeraldas Party heute noch zu machen.

Während ich André die fertige Version zeige, spielt Ansgar fleißig an meinem Rechner rum.

Nachdem ich ihn verjagt habe, spielt er eben am Drucker.

Ich bin ein bisschen traurig, dass wir keinen Eisenkäfig im Keller haben.

Ich bin erleichtert, dass die Kinder nach oben in ihr Zimmer gehen als Esmeralda mit dicken Tränen ins Wohnzimmer stürzt und mir erklärt, dass Ansgar fast das ganze Croissant gegessen habe.

Ich beschließe, dass wir zu Abend essen, obwohl André noch beschäftigt ist, weil die Kinder sonst nicht rechtzeitig zu Bett kommen.

Als ich kurz die Küche verlasse, nutzt Ansgar die Gelegenheit und holt sich Schokolade und lässt sein Essen im Teller.

Ich flüchte, bevor ich mich zu sehr aufrege und höre, wie die Kinder statt zu abend zu essen fachsimpeln, welche Zahlen Primzahlen sind und welche nicht…

Nachdem sie den Essenstisch in völliger Verwüstung verlassen haben, spielen Esmeralda und Ansgar mit der „Überraschungstüte für Mädchen“, von der ich ohne Zweifel anerkennen muss, dass man da wirklich sehr viel Zeug aus biligem Plastik für sein Geld bekommt.

Doch während Esme noch in rosa Kitsch-Träumen schwelgt, hat Ansgar bereits mein orthopädisches Sitzkissen von seiner Luft befreit und donnert damit auf den großen Spiegel ein.

Und André steht seit Stunden im Hof und assistiert einem Freund, der unsere Füße fürs Sofa schweißt.

Ich hadere noch mit mir ob ich mir einen Grog baue bevor oder nachdem ich die Kinder zum Zähneputzen gezwungen habe.

Nachdem mir die Zahnbürste aus der Hand gefallen ist, verschiebe ich den Grog auf den Zeitpunkt nach dem Zubettgehen der Kinder und sage ihnen, dass sie jetzt im Wohnzimmer das Chaos der Wundertüte entfernen sollen.

Sie reagieren überhaupt nicht.

Erst als ich ihnen sage, sie haben 10 Minuten und den Kurzzeitwecker stelle bewegt sich etwas.

Ein Streit zieht auf, weil Ansgar keinerlei Motivation zeigt, beim Aufräumen zu helfen.

Ich werfe in den Raum: „5 Minuten!“

Ansgars Antwort: „Wer andern eine Grube gräbt, hat ein Grubengrabgerät!“.

Diesen Satz habe ich in den letzten 5 Minuten bereits zum 10. Mal gehört und er war auch beim ersten Mal nicht besonders lustig.

Die Kinder versuchen sich nun gegenseitig zu beleidigen ohne Kraftausdrücke zu verwenden, weil jeder Kraftausdruck 10ct vom Taschengeld kostet.

Das gegenseitige Schubsen beginnt und ich ermahne: „Noch 3 Minuten!“

Aber an Aufräumen denkt keiner von beiden, lieber schlagen sie sich gegenseitig.

Esmeralda geht auf Ansgar los und boxt ihn, er boxt darauf zurück und Esmeralda schreit und heult und erklärt „Du kannst mich mal am Arsch lecken!“ und zwar so laut, dass auch die Nachbarn etwas davon haben.

Ansgar entfernt sich aus dem Wohnzimmer und Esmeralda rennt ihm hinterher.

Als Ansgar wieder kommt, hat er eine Schere in der Hand.

Esmeralda ist inzwischen mit den Nerven runter und kreischt und brüllt.

Als der Wecker schellt, rafft sie schnell das Plastikgelumpe und trägt es in ihr Zimmer.

Die aufgerissenen Verpackungen fristen ihr Dasei im Wohnzimmer auf dem Fußboden und ich versuche Ansgar zu animieren, sie in den gelben Sack zu werfen.

Er nimmt ein Stück aus dem Haufen aus Plastik und wirft es in den gelben Sack um dann Richtung Bad zu verschwinden.

Schon wieder heult Esmeralda, sie ist ein Nervenbündel und völlig am Ende.

Ich jage sie zum Zähneputzen nur um im Flur eine Installation aus 4 Gummistiefel zu bewundern, die schön in gleichmäßigem Abstand auf dem Boden liegen.

Nach dem Zähneputzen gehen sie endlich hoch und ich fülle schon mal den Wasserkocher, wodurch ich leider in die große Pfütze vor der Küchenspüle trete…

Als André endlich mit der Arbeit fertig ist, gehe ich hoch zu den Kindern, wo ich ins Ansgars Bett alle Pullover und Andrés alte Krücken vorfand.

Ansgar behauptet steif und fest, er wisse nicht, wo das Brett mit der Schiene für die Kleiderbügel sei um die Pullis aufzuhängen.

Ich bringe dann erst mal die Krücken und meinen Tesafilmabroller aus Ansgars Zimmer ins Untergeschoss, wo André meint, er habe heute Ansgar mit dem Brett spielen sehen.

Ich bleibe noch ein bisschen oben sitzen um zu verhindern, dass Ansgar zu Esmeralda ins Bett geht, weil sie sonst ewig nicht schlafen.

Auf meinem Wäscheständer, den einer von beiden nach oben geschleppt hat, steht das CD-Radio, das den Kindern gehört.

Der Ständer ist verbogen, das Gewicht war zuviel.

André kommt noch mal hoch um sich eine fehlende Schindel am Fenster, von der ich ihm via Telegram erzählt habe, anzusehen und nimmt beim Runtergehen das Vorhängeschloss mit.