Archiv der Kategorie: Leben

2017-01-19

Ich sag es ihm ungefähr 20mal am Tag:
„Nicht auf Mama rumklettern wenn sie am Rechner sitzt“
Jetzt kniet Mama unterm Rechner und wischt Kaffee auf.
Dass ich ihm heute nochmal ein Ausmalbild ausdrucke, kann er vergessen.
*grummel*

Jetzt muss er eh erstmal duschen.
Und natürlich kann er nicht zuerst seine obere Hose ausziehen und dann seine Unterhose.
Sonst gäbe es ja eine Chance, dass die obere Hose nicht vollbeschmiert mit Kacke wird.

Es ist _jeden_ Tag 2mal.
Jeden Tag braucht er 2 frische Unterhosen und Hosen.

O.k. heute ist es schon das 3. Mal.

Ich habe langsam das Gefühl, mein Leben besteht nur noch daraus, Fäkalien weg zu putzen.

Und mein Therapeut meint: Machen sie Sport!

Wie denn, wenn ich permanent erschöpft bin?

Gerade wollte ich mit dem Sohn losziehen um die Tochter zu suchen, weil sie vor über einer Stunde Unterrichtsende hatte.
Gerade als wir zur Haustür raus wollten, kam sie angewatschelt.
Mit allen Hosen unten.
Und Klopapier in der Unterhose.
Sie ist von der Schule bis nach hause so gewatschelt, weil sie sich eingepinkelt hat.
Und dann jammert sie, dass sie friert.

Auf dem Weg ist sie mehreren Leuten begegnet, die sie wohl zwar angesprochen haben, aber nichts getan haben um ihr zu helfen.
Und das in unserem Dorf.

Und da soll ich nicht frustfressen?

2016-01-16

Ich war heute morgen so müde, dass ich mich eigentlich gleich hinlegen wollte, nachdem ich Ansgar in den Kindergarten gebracht hatte.
Aber da standen noch die Wäschekisten rum und die wollte ich vorher kurz leer machen.
Dabei ist mir aufgefallen, dass die Kisten im Kinderzimmerschrank nicht vollständig beschriftet sind und das ist mir schon lange auf die Nerven gegangen.
Als ich die Etiketten aus der Abstellkammer geholt habe, habe ich gesehen, dass da auch nicht alle Kisten ordentlich beschriftet sind.
Und als ich auf der Toilette war, ist mir der Kacka-Hosen-Eimer aufgefallen und ich hab ihn ausgekippt und die eingeweichten Fäkalien ausgespült und die Kleider dann in die Waschmaschine gepackt.
Und ich musste noch dringend den Backautomaten anfeuern, damit wir heute abend Brot zu Essen haben.

Und dann war Zeit, Ansgar aus dem Kiga abzuholen.

Eigentlich wollte Esmeralda heute ins Tanzen gehen.
Aber schon nach kurzer Zeit kam sie wieder, tränenüberströmt.
Als ich sie fragte, was los sei, meinte sie, sie müsse darauf warten, dass sie dran sei und heute könne sie nicht warten.
Ich bin ihr nachgegangen, als sie flüchten wollte und sie meinte dann, ein paar Jungs aus der Parallelklasse haben sie mit Schneebällen beworfen und das habe ihr nachhaltig zugesetzt.

2016-01-10

Seit gestern bin ich offiziell ein Luxusweibchen.
Mit der alten Nähmaschine hatte ich schon eine Weile ein Problem und wir waren am Samstag in der Stadt, nur um zu kucken.
André möchte einen Fernseher, weil er keine Lust hat, auf meinen kleinen Bildschirm zu starren, der ca. 5 m vom Sofa entfernt steht und ich wollte nach einer potentiellen Nachfolgerin für meine Nähmaschine Ausschau halten.
Wir waren in einem speziellen Laden und ich habe meine Anforderungen genannt.
Und dann stand sie da, eine Pfaff Select 3.2 mit IDT mit einem Preis, von dem mir schwindelig wurde.
Als ich erwähnte, dass ich doch nur als Hobby nähte, schaute mich die Verkäuferin mit großen Augen an und meinte: „Das sind alles Hobby-Maschinen!“ und deutete auf eine große Maschine mit Fuß. „Da hinten sind unsere Profi-Maschinen, die fangen dann bei 2500 Euro an“.
Ich wollte dann doch noch eine Nacht darüber schlafen und wir sind wieder gegangen.
André wollte sich noch ein paar Fernseher ansehen und mir ist aufgefallen, dass die auch nicht viel weniger als die Nähmaschine kosten würden.
Und dann habe ich mir überlegt: Wenn wir soviel Geld für einen Fernseher haben, den wir nicht brauchen und der keinerlei brauchbare Ergebnisse liefert, ist es legitim, sich eine teure Nähmaschine zu kaufen.
Die spart immerhin ab und zu Geld.
Und gestern, nach der Arbeit, ist André dann am Laden vorbei und hat mir mein neues Schätzchen gekauft.
Und sie schnurrt wie ein Kätzchen.
Und die Nähte sehen aus wie von der Nähfee geküsst.
Und die Maschine ist einfach toll!

2017-01-05

Ich helfe ja schon die ganze Woche bei den Ferienspielen auf dem Lernhof.
2-3 Nähmaschinen und die Kinder sind begeistert, dass sie selbst etwas geschaffen haben.
Aber ich bin abends total am Arsch.
Mich den ganzen Tag auf unterschiedliche Menschen einzustellen, ist unglaublich anstrengend.
Das ist für mich total energiefressend.
Ich kann den ganzen Tag was reparieren und bin abends fit, aber Menschen erfordern soviel Konzentration…
Ich bin abends nur noch platt.
Leider meine Kinder nicht und ich hab kaum noch Energie, hinter ihnen her zu putzen, wenn, wie heute z.B. wieder, jemand sich in die Hosen kackt, mit den heruntergezogenen Hosen durchs Haus läuft und überall kleine, braune Krümel hinterlässt.
Ich bin zu nichts mehr zu gebrauchen.

2016-12-21

Wir haben heute auf dem Lernhof gefrühstückt.
Als es Zeit war, Ansgar abzuholen, meinte Petra, wir könnten doch mit den Eseln spazierengehen und Ansgar abholen.
Die Esel waren der Star im Kindergarten
Ein Kind fragte, ob das Schafe seien.
Wir sind ganz offensichtlich in der Stadt.

Und weil ja nicht alle meine Freunde auf fb sind, heute noch ein Text von ruthe:

„Wenn du mal Kinder hast, dann wirst du schon merken, dass du die Dinge anders siehst!“
Kommentare mit dieser Aussage habe ich sehr oft gelesen, seit ich vor anderthalb Jahren zum ersten Mal mit einem Post auf meiner Seite öffentlich Stellung zur Thematik „Flüchtlinge“ bezogen habe (einige von euch erinnern sich vielleicht noch an meinen „Glas Wasser“-Text).
Vor 8 Wochen bin ich Vater von Zwillingen geworden.
Und nun ist klar: die Leute, die das schrieben, irren sich.
Hierzu folgende Gedanken:
Kinder in die Welt zu setzen ist egoistisch. Zumindest, wenn man als Paar entscheidet: „Ja, wir wollen ein Kind und wir unternehmen nichts dagegen, eins zu zeugen.“ Man macht das für sich, weil beide Beteiligten sagen: „ICH WILL (!) Vater/Mutter sein.“
Und das ist auch 100% okay. Wenn man sich aber dazu entscheidet, ein Kind in die Welt zu setzen, hat man auch verdammt noch mal die Pflicht, alles dafür zu tun, dass es seinem Nachwuchs gut geht – und auch in Zukunft gut gehen WIRD.
Dafür möchte ich erreichen, dass meine Kinder in einer Welt groß werden, in der es sich zu leben lohnt. Die Werte, die ich ihnen weiter geben möchte, sind unter anderem:
– sei freundlich zu anderen
– sei offen
– löse Konflikte nicht mit Gewalt
– behandle Tiere und Natur respektvoll
– sei dankbar
– verurteile niemanden aufgrund seines Aussehens, seiner Herkunft oder seiner Religion
Ich denke, man kann diese Werte auch ganz einfach zusammenfassen: zeige Menschlichkeit!
Wir leben in einem Land, in dem aktuell ständig danach gerufen wird, dass wir unsere „Werte“ und unsere „Kultur“ nicht verraten und aufgeben dürfen. Interessanterweise stelle ich fest, dass ich ausgerechnet mit den Leuten, die am lautesten danach brüllen, scheinbar nicht die selben Werte teile. Sie verlangen Abschottung und glauben Probleme dadurch lösen zu können, dass man lokal und kurzfristig handelt.
Diese Menschen sind wie Impfgegner. Sie sehen nicht die Zusammenhänge und schauen nicht über den Tellerrand. Damit schaden sie letztendlich der gesamten Gesellschaft. Diese Leute haben eins nicht begriffen oder verdrängt:
Wir haben noch nie in einer friedlichen Welt gelebt. Auch (und gerade nicht) in meiner Kindheit, in den 80ern. Ich kenne noch sehr gut, wie es sich anfühlt, wenn die Eltern über Angst vor Terror und Krieg sprechen.
Viele haben das anscheinend ausgeblendet und werden sich jetzt erst wieder der Tatsache bewusst. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass es Sicherheit NIE gegeben hat.
Und ein Politiker, der behauptet, er könne für diese Sicherheit 100%ig sorgen, lügt.
Angela Merkel hat längst nicht alles richtig gemacht. Ich gehe mit vielen Dingen, für die sie steht, nicht konform (z. B. mit ihrer Haltung zur Homo-Ehe). In Bezug auf die Flüchtlings-Thematik hat sie in meinen Augen allerdings das richtige getan: sie hat dem IS einen dicken Stinkefinger gezeigt, indem sie Menschen in Not Unterstützung zugesagt hat.
Islamisten trichtern potentiellen Terroristen vor allem eins ein: Der Westen ist böse und will euch vernichten. Deutschland hat diese Behauptung mit dem Öffnen der Grenzen als Lüge enttarnt. Das Öffnen der Grenzen hat gezeigt: ihr seid auf der Flucht und braucht Hilfe, und wir helfen euch. Alles andere ist erstmal egal.
Deutschland hat Menschlichkeit gezeigt.
Terroristen geht es nicht darum, zu töten. Sie nehmen in Kauf, dass Menschen sterben, ja. Und jedes Opfer ist ganz klar eine Katastrophe. Das eigentliches Ziel von Terror ist aber, uns zu verunsichern, unsere Gesellschaft zu spalten und unsere „Werte“ in frage zu stellen.
Was wären wir denn, wenn wir uns nicht menschlich verhalten und diesen Menschen in Not nicht geholfen hätten?
Und natürlich sind bei den vielen tausenden Leuten, die damit hierher gekommen sind, auch Arschlöcher und Kriminelle dabei. Was aber ist die Alternative dazu? Wie hätte man das anders umsetzen sollen, ohne noch viel mehr Menschen, die wegen Unterversorgung und Krankheit an den Grenzen gestorben wären?
Ich möchte, dass meine Töchter in einer möglichst freien Welt leben können, mit möglichst wenigen Grenzen. In einer Welt, in der nicht „Rache“ gemeint ist, wenn man „Gerechtigkeit“ sagt. Das kann nur gelingen, wenn wir aufeinander zugehen, uns nicht abschotten, nicht „denen“ die Schuld geben.
Wut ist nach einer Tat wie in Berlin berechtigt, verständlich und menschlich. Hass allerdings führt zu nichts, verklärt den Blick und lässt alles nur schlimmer werden.
Ein offenes Land, eine offene Gesellschaft birgt Gefahren. Aber die allergrößte Gefahr sehe ich von innen, von uns selber aus gehend. Wenn wir vergessen, wer wir sind, was wir lieben und wofür wir stehen, dann hat der Terror sein Ziel erreicht. Und das nicht zuzulassen, ist das allerwichtigste.
Jetzt, als Vater, sehe ich das noch deutlicher.
Ich freue mich, wenn jeder einzelne von uns dafür sorgt, dass das nicht geschieht.

2016-12-14

O.k. der Instantkaffee von Lidl wurde von „real,- QUALITY LÖSLICHER BOHNENKAFFEE entkoffeiniert“ abgelöst.
Mein Frauenarzt meinte, ich solle meinen Koffeeinkonsum reduzieren und deshalb habe ich den ausprobiert und er schmeckt sehr lecker.

Heute waren wir beim Kinderpsychologen mit dem Sohn.
Er hat Symptome einer Autismus-Spektrums-Störung.
Allerdings meinte die Ärztin, diese Symptome könnten auch irgendwann verschwinden.
Wir werden uns jetzt ans Autismus-Therapie- und Beratungszentrum wenden.
Die können uns helfen, den Sohn seinen Bedürfnissen gerecht zu erziehen und eine gute Schule für ihn zu finden.

Wenn wir uns ein bisschen anstrengen, wird er später sein Leben ohne uns bewältigen können, normale Beziehungen führen und einen stinknormalen Job machen, ohne Einschränkungen.

Ansgar umrahmt von 12 Ratten