2016-12-21

Wir haben heute auf dem Lernhof gefrühstückt.
Als es Zeit war, Ansgar abzuholen, meinte Petra, wir könnten doch mit den Eseln spazierengehen und Ansgar abholen.
Die Esel waren der Star im Kindergarten
Ein Kind fragte, ob das Schafe seien.
Wir sind ganz offensichtlich in der Stadt.

Und weil ja nicht alle meine Freunde auf fb sind, heute noch ein Text von ruthe:

„Wenn du mal Kinder hast, dann wirst du schon merken, dass du die Dinge anders siehst!“
Kommentare mit dieser Aussage habe ich sehr oft gelesen, seit ich vor anderthalb Jahren zum ersten Mal mit einem Post auf meiner Seite öffentlich Stellung zur Thematik „Flüchtlinge“ bezogen habe (einige von euch erinnern sich vielleicht noch an meinen „Glas Wasser“-Text).
Vor 8 Wochen bin ich Vater von Zwillingen geworden.
Und nun ist klar: die Leute, die das schrieben, irren sich.
Hierzu folgende Gedanken:
Kinder in die Welt zu setzen ist egoistisch. Zumindest, wenn man als Paar entscheidet: „Ja, wir wollen ein Kind und wir unternehmen nichts dagegen, eins zu zeugen.“ Man macht das für sich, weil beide Beteiligten sagen: „ICH WILL (!) Vater/Mutter sein.“
Und das ist auch 100% okay. Wenn man sich aber dazu entscheidet, ein Kind in die Welt zu setzen, hat man auch verdammt noch mal die Pflicht, alles dafür zu tun, dass es seinem Nachwuchs gut geht – und auch in Zukunft gut gehen WIRD.
Dafür möchte ich erreichen, dass meine Kinder in einer Welt groß werden, in der es sich zu leben lohnt. Die Werte, die ich ihnen weiter geben möchte, sind unter anderem:
– sei freundlich zu anderen
– sei offen
– löse Konflikte nicht mit Gewalt
– behandle Tiere und Natur respektvoll
– sei dankbar
– verurteile niemanden aufgrund seines Aussehens, seiner Herkunft oder seiner Religion
Ich denke, man kann diese Werte auch ganz einfach zusammenfassen: zeige Menschlichkeit!
Wir leben in einem Land, in dem aktuell ständig danach gerufen wird, dass wir unsere „Werte“ und unsere „Kultur“ nicht verraten und aufgeben dürfen. Interessanterweise stelle ich fest, dass ich ausgerechnet mit den Leuten, die am lautesten danach brüllen, scheinbar nicht die selben Werte teile. Sie verlangen Abschottung und glauben Probleme dadurch lösen zu können, dass man lokal und kurzfristig handelt.
Diese Menschen sind wie Impfgegner. Sie sehen nicht die Zusammenhänge und schauen nicht über den Tellerrand. Damit schaden sie letztendlich der gesamten Gesellschaft. Diese Leute haben eins nicht begriffen oder verdrängt:
Wir haben noch nie in einer friedlichen Welt gelebt. Auch (und gerade nicht) in meiner Kindheit, in den 80ern. Ich kenne noch sehr gut, wie es sich anfühlt, wenn die Eltern über Angst vor Terror und Krieg sprechen.
Viele haben das anscheinend ausgeblendet und werden sich jetzt erst wieder der Tatsache bewusst. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass es Sicherheit NIE gegeben hat.
Und ein Politiker, der behauptet, er könne für diese Sicherheit 100%ig sorgen, lügt.
Angela Merkel hat längst nicht alles richtig gemacht. Ich gehe mit vielen Dingen, für die sie steht, nicht konform (z. B. mit ihrer Haltung zur Homo-Ehe). In Bezug auf die Flüchtlings-Thematik hat sie in meinen Augen allerdings das richtige getan: sie hat dem IS einen dicken Stinkefinger gezeigt, indem sie Menschen in Not Unterstützung zugesagt hat.
Islamisten trichtern potentiellen Terroristen vor allem eins ein: Der Westen ist böse und will euch vernichten. Deutschland hat diese Behauptung mit dem Öffnen der Grenzen als Lüge enttarnt. Das Öffnen der Grenzen hat gezeigt: ihr seid auf der Flucht und braucht Hilfe, und wir helfen euch. Alles andere ist erstmal egal.
Deutschland hat Menschlichkeit gezeigt.
Terroristen geht es nicht darum, zu töten. Sie nehmen in Kauf, dass Menschen sterben, ja. Und jedes Opfer ist ganz klar eine Katastrophe. Das eigentliches Ziel von Terror ist aber, uns zu verunsichern, unsere Gesellschaft zu spalten und unsere „Werte“ in frage zu stellen.
Was wären wir denn, wenn wir uns nicht menschlich verhalten und diesen Menschen in Not nicht geholfen hätten?
Und natürlich sind bei den vielen tausenden Leuten, die damit hierher gekommen sind, auch Arschlöcher und Kriminelle dabei. Was aber ist die Alternative dazu? Wie hätte man das anders umsetzen sollen, ohne noch viel mehr Menschen, die wegen Unterversorgung und Krankheit an den Grenzen gestorben wären?
Ich möchte, dass meine Töchter in einer möglichst freien Welt leben können, mit möglichst wenigen Grenzen. In einer Welt, in der nicht „Rache“ gemeint ist, wenn man „Gerechtigkeit“ sagt. Das kann nur gelingen, wenn wir aufeinander zugehen, uns nicht abschotten, nicht „denen“ die Schuld geben.
Wut ist nach einer Tat wie in Berlin berechtigt, verständlich und menschlich. Hass allerdings führt zu nichts, verklärt den Blick und lässt alles nur schlimmer werden.
Ein offenes Land, eine offene Gesellschaft birgt Gefahren. Aber die allergrößte Gefahr sehe ich von innen, von uns selber aus gehend. Wenn wir vergessen, wer wir sind, was wir lieben und wofür wir stehen, dann hat der Terror sein Ziel erreicht. Und das nicht zuzulassen, ist das allerwichtigste.
Jetzt, als Vater, sehe ich das noch deutlicher.
Ich freue mich, wenn jeder einzelne von uns dafür sorgt, dass das nicht geschieht.

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