2023-03-17

Ich bin ja zur Zeit in der Ludwig-Noll-Klinik.
Und am Dienstag hatten wir eine sehr schlimme Sitzung, in der ich zu der Erkenntnis gekommen bin, dass ich mich selbst als wertlos ansehe.
Da ich ja nicht arbeiten und produktiv sein kann, habe ich das Gefühl, nichts zur Gesellschaft beizutragen.
Das hat ein paar Tage in mir gewühlt.
Und irgendwann, als ich mit Bilbo geschmust habe, kam es mir:

Der Kater liegt den meisten Tag im Bett und schläft, er arbeitet nichts, er tut nichts Produktives.
Trotzdem ist er ein wertvolles Mitglied unserer Familie.
Seine bloße Existenz ist wertvoll für uns.
Und obwohl er klare Grenzen setzt, lieben wir ihn.
Wir wollen, dass es ihm gut geht und wir verwöhnen ihn mit seinem Lieblingsessen.
Kein Tierarztbesuch ist uns zu teuer für ihn.
Und er muss absolut nichts dafür tun.

Und wenn der Kater ein Recht auf einen Platz auf der Erde hat, habe ich das auch.

Wenn der Kater geliebt wird, nur weil er uns ab und zu seine Zuneigung zeigt, habe ich es auch verdient, geliebt zu werden.

Ich kann nicht arbeiten und etwas erschaffen, ich bin darauf angewiesen, dass andere für mich mit sorgen.
Aber auch ich kann durch meine bloße Existenz und meine Liebe Menschen Freude bringen.
Ich habe einen Wert.

4 thoughts on “2023-03-17

  1. Gim

    Deine Katerbeobachtung ist Gold wert!
    Niemand sollte sich auf Grund von Arbeit und gesellschaftliche Dienerschaft in seiner Wertigkeit definieren lassen. Und selbst schon garnicht.
    Mach es wie die Katze oder die Kinder.
    Du bist schön, du bist liebenswert, du bist genau richtig!
    Guck mal, wer dich alles so liebt wie du bist!
    Ich bewundere Dich schon allein für diesen obigen Text und für noch Vieles mehr.
    Lass Dich nicht bewerten – lausch mal selbst in Dich hinein. Du kannst das!
    Ganz liebe Grüße

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  2. Princess

    Ich knuddele Dich zuerst ganz viel und ganz doll!

    Was ist das für eine Gesellschaft (und die ist da mindestens mitschuld), die einem Menschen suggeriert, nur *Erwerbsarbeit* sei wertvoll für die Menschen. Was ist mit Ehrenämtern?
    Erwerbsarbeit ist zwar eine schlichte Notwendigkeit, aber nur ein TEIL des Lebens und des Lebensinhaltes.

    Und was ist vor allem mit Deiner Elternschaft? Du hast da eine riesenwichtige Aufgabe, die ich mir z.B. nicht zugetraut habe. Ganz einfach. Ich war zu feige und hielt mich für nicht geeignet genug.

    Du bist für viele Menschen eine wichtige Freundin, Bekannte, Nachbarin…. Da bin ich mir GANZ sicher.

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  3. Ullli

    Der Katzenvergleich ist wunderschön.
    Trotzdem denke ich, dass Du nicht wahrnimmst, wieviel Du, trotz gesundheitlicher Einschränkungen, schaffst. Diese ganzen „Kleinigkeiten“ (Haushalt, Kinder, Freundeskreis, ….), die die Welt drumrum immer nur bemerkt, wenn man sie nicht macht, die summieren sich ganz schön. Das ist eine Menge Arbeit, auch wenn sie von der Gesellschaft schlecht bezahlt wird.

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  4. Anne

    Ich schließe mich den anderen an. Das ist wirklich ein sehr schöner Vergleich und du bist genau richtig, so wie du bist. Jedes Mal, wenn wir bei euch sind, sind wir so willkommen und es ist so entspannend bei euch. Und ich werde den einen Satz nie vergessen, als wir uns mit unserer großen Tochter in Stuttgart wieder gesehen haben, nachdem wir sie ins Internat gegeben haben. („Das war die richtige Entscheidung.“) Dieser Satz war und ist immer noch so viel wert und ermutigend. Du hast trotz deiner eigenen Probleme immer ein offenes Ohr für uns.
    Du kümmerst dich um deine Familie und Haushalt und alles, was damit zusammenhängt. Das ist eine ganze Menge. Diese sogenannte „Care-Arbeit“ ist so wichtig, nur leider scheint das die Gesellschaft nicht zu sehen.

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